Keelung | 7. – 9. März 2020
Taiwan ist super erschlossen. Wir können die Insel problemlos mit dem öffentlichen Verkehr bereisen. Mit der EasyCard müssen wir dabei weder bei der Metro, noch bei Zügen oder Bussen ein Ticket lösen. Wir können einfach die Karte beim Ein- und Aussteigen an den dafür vorgesehenen Automaten halten und schon wird uns der Betrag von der Karte abgezogen. So clever und benutzerfreundlich.
Durch das Nutzen von öffentlichen Verkehrsmittel erhalten wir zudem einen kleinen Einblick in die Welt der „Einheimischen“. Nach Keelung ging’s also mit dem Zug.
Vis-à-vis von uns sass ein kleines Mädchen, ca. 3 Jahre alt, zusammen mit ihrer Mutter. Sie schaute immer wieder zu uns rüber, drehte sich dann zu ihrer Mutter um und kicherte. Wir scheinen hier auch ein bisschen eine „Attraktion“ zu sein. Es ist nicht das erste Mal, das kleine Kinder voller Aufregung auf uns zeigen. 😅
Kaum in Keelung angekommen hatten wir bereits den Duft von Salzwasser in der Nase. Ah, das Meer. Juhuu. Keelung hat einen grossen Hafen, wo Kreuzfahrtschiffe aber auch grosse Dampfer mit vielen farbigen Containers anlaufen. Ansonsten gehört die Stadt (auf den ersten Blick) nicht zu den „Schönheiten“.


Unsere Airbnb-Unterkunft fanden wir nur dank der Hilfe eines freundlichen Einheimischen. Niemals wären wir von alleine darauf gekommen, bei einer Hotel-Reception einzuchecken. Das kommt davon, wenn man den Namen der Unterkunft nur auf Chinesisch eingeblendet hat.
Wir erhielten also ein Zimmer in diesem unscheinbaren Hotel, bei dem die zwei Empfangsdamen an der Reception jedes Mal aufstanden, wenn wir durch die Tür hinein oder aus dem Lift hinaus traten. Wir fühlten uns wie Könige – bis wir die Türe zu unserem Zimmer aufschlossen.
Ein „Düftchen“ aus abgestandener Luft vermischt mit einer leichten „Rauchnote“ trat uns in die Nase. Das Zimmer war so „halb-sauber“. Aber für diesen „minimialen“ Preis konnten wir doch nicht reklamieren, oder?
Also nahmen wir uns vor, einfach möglichst viel Zeit draussen zu verbringen. Draussen auf der Strasse, wo man fast nur Roller sieht, soweit das Auge reicht. Ohne zu übertreiben. Das ist hier wohl das Fortbewegungsmittel Nr. 1:
Wir sahen uns den Hafen an, stürchelten durch ein paar Viertel und landeten wieder einmal vor einem wunderschönen Tempel. Diese Tempel scheinen uns wie magisch anzuziehen. Ok, es gibt hier aber auch fast an jeder Ecke einen.


Im Qingan-Tempel wurde fleissig gebetet und gesungen. Das wollen wir euch nicht vorenthalten:
Besonders begeistert waren wir vom Night Market, der übrigens jeweils bereits nachmittags startet – also konnten wir uns jeweils einen Zvieri-Snack/Drink UND einen Znacht-Schmaus gönnen. 😉
In Keelung gibt es zwei lange Strassen voller Foodstände. Abends sind die Strassen hell erleuchtet durch die vielen gelben Laternen. Der Wahnsinn. Wir haben wieder etliche neue Geschmäcker ausprobiert. Zu unseren kulinarischen Erlebnissen gibt’s dann bald einen separaten Blogbeitrag.
Zurück im Hotel, wollten wir uns nach einem aufregenden Tag den nötigen Schlaf holen. Doch wie soll man schlafen, wenn man das Gefühl hat, dass die eigene Lunge über Nacht zur Raucherlunge mutiert? Zum Glück hatten wir daran gedacht, ein Duftspray aus dem 7 Eleven (die Ladenkette, die man hier fast an jeder Ecke findet) mitzubringen und sprühten das komplette Zimmer damit ein. Doch es wurde trotzdem keine angenehme Nacht.
Die sympathische Art der Taiwanesen
Daher stand ich um 8.00 Uhr mit Augenringen an der Hotel-Reception und fragte etwas verlegen, ob wir eventuell das Zimmer wechseln könnten. Ich war bereits auf ein „Nein“ gefasst. Doch die Empfangsdame meinte nur. „Yes. No Problem. You can change your room in the afternoon.“ Ach, diese Taiwanesen sind so freundlich und zuvorkommend. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen.
Wir packten unsere sieben Sachen zusammen und machten uns auf den Weg zur Heping Island. Ein Park mit wunderbarer Meersicht auf einer Halbinsel ca. 30 Minuten Busfahrt von Keelung’s Hafen entfernt.
Ein kurzer Spaziergang an der Küste entlang, genau was wir uns wünschten. Der grosse Carparkplatz, die grosszügigen Sanitären-Anlagen sowie der Eintrittspreis (es war das erste Mal, dass wir für eine Touristenattraktion bezahlten) liessen uns erkennen, dass wir hier wohl mitten im Touri-Gebiet gelandet sind. Doch die Parkbetreiber scheinen stark unter den Folgen des Corona-Virus zu leiden. Der Carparkplatz war leer − und wir fast alleine im Park unterwegs.



Zurück in Keelung wollte ich unbedingt diese grosse, weisse Statue auf dem Hügel finden, die wir von unterwegs gesehen hatten. Nur, wo war sie? Vom Hafen aus, konnten wir sie nicht entdecken.
Wir versuchten es mit „einmal der Nase nach“ und landeten… wieder einmal in einem Tempel. Aber wir wurden mit einem solch sympathischen Lächeln empfangen − da konnten wir nicht einfach weitergehen. 😉


Gleich nebenan führte eine verlockend aussehende Treppe nach oben. Wir folgten den Stufen, durchquerten kleine Quartiere − doch keine Statue in Sicht. Remo hatte eigentlich schon lange keine Lust mehr auf meine Entdecker-Laune. Gerade wollte auch ich nachgeben, als wir sie entdeckten. Sie war nur ca. 100 Meter Luftlinie entfernt, ganz oben auf dem Hügel, versteckt zwischen den Bäumen.
Oben angekommen, waren wir etwas irritiert. Überall waren „Hakenkreuze“ zu sehen. Das Zeichen, welches wir mit negativen Gefühlen verbinden, wird im asiatischen Raum anscheinend des öfteren als religiöses Glückssymbol verwendet. Das sagt zumindest Wikipedia. Okay. 😅
Das zweite Mal irritiert waren wir, als wir vor der Statue standen. Kleine, fahrende Plastikautos und diverese „Chilbi-Stände“ dekorierten den ansonsten eher traditionell gehaltenen Platz rund um die Statue. Wo wir eher Ruhe und Andacht erwartet hatten, rannten Kinder herum. Sie kreischten, jaulten und gigelten. Ein lustiges Bild. Wir mussten ebenfalls lachen.

Zurück im Hotel erwartete uns ein neues, „besser“ riechendes Zimmer. Doch trotz neuem Zimmer, schliefen wir nicht wirklich besser. Irgendwie hatten wir immer noch einen etwas durcheinander gekommenen Schlafrhythmus. Oder lag es vielleicht doch an unserem australischen Zimmernachbar, der bis 1.30 Uhr lautstark telefonierte? 😂
Lass uns den Norden erkunden
Juhu, das erste Mal Sonnenschein. Zeit, die kurzen Hosen rauszusuchen.
Bereits die Busfahrt nach Yehliu, war Abenteuer genug. Ist schon spannend, wenn es „giipscht“ und rüttelt und man keine Ahnung hat, wo die nächste Haltestelle ist, geschweige denn, wie sie heisst.
Zum Glück hatten wir dem Busfahrer bei Einsteigen kurz ein fragendes „Yehliu?“ zugespielt. Denn ohne seine Hilfe, hätten wir den kleinen Ort prompt verpasst. Er stoppte an der Haltestelle, drehte sich um und winkte uns zu: „Yehliu, bye bye.“ So sympathisch, diese Taiwanesen. 😊
Wir waren übrigens ca. 45 Minuten im Bus und zahlten CHF 0.50 für die Fahrt. Fast unvorstellbar, oder?
Ein kleiner Fischerhafen begrüsste uns. Remo war sofort in seinem Element, als er die Fischerboote sah. Obwohl diese eher für den Krebs- als den Fischfang ausgerüstet waren, mussten wir kurz stehen bleiben, um sie uns genauer anzusehen. Eindrücklich. Vor allem auch die vielen grossen Leuchten an Board. Die Boote sind wohl oft in der Dunkelheit unterwegs.



Auf dem Weg zum Geopark von Yehliu (eine weitere Touristenattraktion, die uns unser 400-seitige Reiseführer wärmstens empfohlen hat) wurden wir mehrmals auf den „good fish“ der kleinen Restaurants am Strassenrand aufmerksam gemacht. Frischer hätten wir wohl nirgends Fisch essen können, denn unser „Hauptgang“ schwamm noch im Aquarium.

Da es erst gerade 11.00 Uhr war, entschieden wir uns trotzdem gegen das lieb gemeinte Angebot.
Weiter ging’s direkt zum Eingang des Geoparks. Ohne Warten, dafür mit dem üblichen Fieber-mess–und-Hände-desinfizier-Ritual. Im Park erwarteten uns spannende, geologische Gesteinsskulpturen, welche über die Jahre aufgrund der Erosion entstanden sind. Daneben fand man am Boden auch diverse Versteinerungen. Spannend.
Einzelne Formationen hatten sogar Namen erhalten. Mushroom. Dolphin. Cute Princess. Elephant. Queen’s Head.



Letztere Formation ist das Wahrzeichen von Yehliu und sieht wirklich etwas aus wie der Kopf einer Königin. Da alle Gesteinsskulpturen täglich der Umwelt ausgesetzt sind (sie befinden sich nur ein paar Meter vom Meer entfernt) hat man sicherheitshalber vom Queen’s Head eine „Kopie“ anfertigen lassen.
Beim genaueren Betrachten kam uns die Frisur der Königin irgendwie bekannt vor:

Bevor wir uns Richtung „Recreation Area“ losmachten, gönnten wir uns eine leckere „Café Latte“. Beim Preis stockten wir kurz. 120 TWD ist eigentlich überhaupt nicht viel, umgerechnet CHF 4.00. Aber wenn man bedenkt, dass wir die letzten Abende für unser Znacht gleich viel bezahlten, wie jetzt für diesen einen Kaffee, ist das schon etwas irritierend. Touri-Ort lässt grüssen.
Der Spaziergang durch den Park zum Leuchtturm und weiter zum östlichsten Punkt war wirklich schön. Das erste Mal bekamen wir auch das warm-feuchte Klima zu spüren, das uns beim Treppensteigen doch etwas ins Schwitzen brachte. Vogelgezwitscher, kaum andere Menschen, schöne Schmetterlinge. Yehliu hat uns sehr gefallen.



Nächster Halt: Jiufen
Kurzer Hand buchten wir uns ein Hotel in Jiufen, weil wir so viel Gutes über dieses kleine „Bergdörfchen“ hörten. Das wollten wir unbedingt sehen. Ob es dort wirklich so schön ist, wie alle sagen, erfahrt ihr im nächsten Blogbeitrag.
Hoi zämä
Super spannend eure Reise und auch sehr schöne Fotos.
Weiterhin viel Spass
Liebe Grüsse Marianne
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Liebe Marianne, vielen Dank für deine Nachricht. Wir geniessen es sehr und freuen uns darauf, bald weitere Erlebnisse und Fotos mit euch zu teilen. Liebe Grüsse nach Obwalden.
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Hallo zusammen
Liebe Julia und lieber Remo
Eure Reise scheint sehr spannend zu sein. Ich lese sehr gerne eure Berichte.
( sehr gut geschrieben)
So kann man eintauchen, wie das dort so ist. Vielen herzlichen Dank.
Ich wünsche euch alles liebe und gute
auf der weiteren Reise.
Und tausend liebe Grüsse
Ruth
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Vielen Dank, liebe Ruth. Das freut uns sehr. Weitere Beiträge folgen demnächst. 😉
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Danke für euren tollen Reisebericht, freue mich auf die Fortsetzung
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Vielen Dank 🙂
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