Taitung | 23. – 25. April 2020
Nach einer 40-minütigen Busfahrt waren wir bereits wieder zurück in der Stadt. Wir hatten uns für zwei Nächte ein gemütliches Hotelzimmer in der Nähe des Bahnhofs gebucht. Es war in der Tat so gemütlich, dass wir uns nach Ankunft einen Powernap in den weichen Federn gönnten.

Dann gings ab ins Herzen der Stadt. Wie wir merkten, liegt der Bahnhof ziemlich ab von den spannenden Teilen der Stadt. Erst nach ca. 20 Minuten Busfahrt erreichten wir unser Ziel:




Wir landeten im Land der Laternen. So viele Laternen hatten wir noch nie gesehen. Wunderschön. Und jede mit einer einzigartigen Bemalung. Ob hier wohl die Schulkinder am Werk waren?
Wir gönnten uns ein überteuertes, aber dafür sehr fruchtig-leckeres Bier inmitten dieser Laternen-Pracht und freuten uns bereits auf unseren nächsten Stop: Der Night Market.


Wie immer an den Night Markets prallen sofort tausende Eindrücke auf uns. Wir schlenderten einmal durch den ganzen Markt, der sich entlang einer Strasse zog, kehrten aber an den Start zurück. Gleich zu Beginn hatten wir dort jemanden gesehen, der eine Platte mit einem herrlich duftenden Stück Fleisch vor sich hatte − wie ein „heisser Stein“. Das wollten wir uns auch gönnen. Und es war wirklich köstlich.
Als wir die ersten Regentropfen auf unseren Köpfen spürten, ging alles ganz schnell. Innert 5 Minuten war der ganze Platz mit diversen Pavillons − wie wir sie in der Schweiz nennen würden − „überdeckt“. Wir genossen unser leckeres Essen und sahen den vielen fleissigen Heinzelmännchen gespannt zu, als sie diese in Rekordzeit um uns herum aufbauten.
Mit vollen Bäuchen machten wir uns auf den Weg zurück zu unserem Hotel. Google Maps sagte uns, dass wir einen 55-minütigen Marsch vor uns hatten. Ok. Wir liefen los, doch nach einer Weile, war es uns dann doch zu bunt und wir hielten ungeduldig Ausschau nach dem nächsten Taxi.
Die Taxifahrt verlief ruhig. Unser Taxifahrer verstand wohl „Train Station“, für ein weiteres Gespräch in Englisch hatte es aber nicht gereicht. Und obwohl wir nun doch schon eine Weile hier sind, beschränkt sich unser Chinesisch immer noch auf ein paar einzelne Wörter. Shame on us.
Während ich mich anschliessend zurück im Hotel dem Arbeiten widmete, genoss Remo einen ruhigen Abend vor dem TV. Bisher sind wir im taiwanesischen TV-Programm nur auf zwei englische Fernsehsender gestossen. BBC und National Geographic Channel. Meistens laufen dort aber sehr spannende Outdoor- oder Tierdokumentationen, also perfekt für uns.
Keine Lust auf Stadt
Die innere Uhr weckte uns bereits früh. So waren wir um 6.30 Uhr hell wach. Frühstück gab es aber erst ab 8.00 Uhr. Also blieben wir noch eine Weile liegen und genossen das weiche Bett.
Zum Frühstück wurde uns ein grosser Teller voll mit warmen Speisen und Früchten aufgetischt. Remo kämpfte sich durch die taiwanesischen Frühstücksspeisen. Ein Buffet wäre für ihn wohl besser gewesen. Ich als Zmorgetiger, verputze jedoch alles. Immer wieder spannend, wie sie hier verschiedene Geschmäcker auf einem Teller kombinieren.
Gut gesättigt gingen wir los. Wir wollten ein Auto für die nächsten zwei Tage mieten. Unser Plan war es, mit diesem Auto zu den „Lisong Hot Springs“ zu fahren. Eine natürlicher Pool umringt von „heissen“ Wasserfällen, die das Wasser dort schön angenehmen warm und badewannen-ähnlich gestalten. Dara und Fiona waren bereits dort und schwärmten davon. Also wollten wir uns dieses Stückchen Erde unbedingt ansehen. Die Fahrt dorthin dauert aber ca. 2 Stunden von Taitung. Es gibt keine Busverbindung. Daher musste ein Auto her.
Rund um den Bahnhof hat es mehrere Autovermietungen. Also sollte das doch kein Problem sein. Dachten wir.
Doch die erste Gegenfrage, wenn wir nach einem Auto fragten, war immer: Do you have an international driver license? Kacke. Hatten wir natürlich nicht. Das ging uns bei den Reisevorbereitungen völlig unter.
„No internernational license, no car. Sorry.“
So blitzen wir bei insgesamt fünf Vermietungen ab.
Hm, sollten wir die Reise mit einem Roller versuchen? Das würde dann wahrscheinlich mindestens 2.5 – 3 Stunden dauern pro Weg. Wir können es ja versuchen.
Doch wiederum blitzten wir bei den Vermietern ab. Ohne taiwanesischen oder internationalen Führerschein ging hier wohl gar nichts. 😐
„Tüpfli-Schisser“ dachten wir uns und haben uns trotzig ein Velo gemietet. Ein Velo mit Pfupf.
Nicht das wir damit zu den Lisong Hot Springs gekommen wären. Diesen Plan konnten wir uns wohl abschminken. Aber der kleine Elektromotor liess uns immerhin lockerflockig durch die Stadt brettern. Und so konnten wir uns unterwegs Gedanken machen, wohin uns die Reise nun führen sollte.
Das Velomieten war das Beste, was uns in Taitung passieren konnte. Die Stadt ist super fahrradfreundlich. Ein schön angelegter Veloweg führt mitten durch die Stadt. An den „Lungen der Stadt“ vorbei. Ein grüner Park mit einem kleinen Hügel, diversen Tempeln und Aussichtspunkten.
Kaum angekommen wurden wir mit schönen (und weniger schönen) Karaoke-Klängen begrüsst.
Dann ging es die paar Stufen hoch auf de 75 Meter hohen „Berg“. Die Aussicht war toll und so bekamen wir auch einmal einen Überblick, wie gross die Stadt eigentlich ist. Wir hatten uns bisher nur im westlichen Teil der Stadt aufgehalten, aber auf der anderen Seite der „grünen Lungen“ geht die Stadt noch weiter. Sogar bis ans Meer konnten wir von hier aus blicken. Das Meer, worin wir die letzten vier Wochen praktisch gelebt hatten. Ahh, wir vermissen das Surfen. Und die Leute dort. Schnell weiter, sonst werden wir noch wehmütig.




Mit einem deftigen Fastfood-Zmittag versuchten wir auf andere Gedanken zu kommen. MOS Burger wollten wir schon lange mal testen. Obwohl hier Fastfood wohl das falsche Wort ist. Wir warteten 30 Minuten auf das Essen.
Das kam uns dann schon etwas komisch vor. Aber Google erklärte uns, dass hier − nicht wie bei anderen Fastfood-Ketten − auf Vorrat produziert wird, sondern alles frisch zubereitet wird. Daher die längeren Wartezeiten. Ebenfalls erfuhren wir so, das MOS eigentlich nicht (wie angenommen) eine taiwanesische, sondern eine japanische Schnellrestaurantkette ist und der Name als Akronym für „Mountain, Ocean, Sun“ steht.

Unsere Burger waren kleiner als erwartet und auch geschmacklich nicht der Oberburner. Das nächste Mal würden wir wohl eher einen Mc Donalds aufsuchen. Wie das Essen in den Mc Donalds hier in Taiwan wohl schmeckt?
Nach dem Essen folgten wir einfach dem schönen Fahrradweg. Wir querten einen alten Bahnhof, der heute anscheinend nur noch als Busbahnhof und Treffpunkt für Obdach- oder Arbeitslose genutzt wird.


Dann führte uns der Veloweg direkt ans Meer. So kurvten wir der Meerpromenade entlang. Ein Gefühl von Freiheit lag in der Luft.


Wir standen vor dem Eingang zum Forest Park. Eingangskontrolle. Fiebermessen. „30 TWD, xiè xiè“. Beim diesem Eintrittspreis von umgerechnet 1 CHF mussten wir nicht lange überlegen. Und es hatte sich mehr als gelohnt. Diverse schön angelegte Wege führten durch den „Waldpark“. Wir passierten kleine Seen, schöne Waldabschnitte und Vogelbeobachtungs-Stationen. Auch ein riesiges „Hawaii-Blumen“-Feld querten wir.







Mit Blick auf See planten wir dann die nächsten Tage. Wir vermissten das Surfen bereits. Daher wollten wir uns gleich am nächsten Tag auf in den Süden machen, wo es ebenfalls ein paar tolle Surfspots zu geben scheint.
Das stimmte uns beide glücklich. Denn uns wurde in diesem Moment auch wirklich bewusst: Wir müssen hier gar nichts. Wir könnten zwar noch diverse Städte im Westen abklappern, aber irgendwie war uns gerade nicht danach. Also auf zum nächsten Surfspot.
Es fing an zu regnen. Daher brachten wir die Velos bereits etwas früher zurück. Den Rückweg legten wir praktisch nur noch mit dem Turbo zurück. So düsten wir mit unseren zwei „Töfflis“ zurück in die Bahnhofs-Gegend. Uns war es nach einem gemütlichen TV-Abend im Hotel. Wir kauften noch schnell Bier, Chips, Nudeltöpfe und Schoggi ein und dann ging’s zurück in unser Zimmer.
Ab in den Süden: Nach Nanwan
Wieder war die innere Uhr stärker. Wir waren bereits früh wach und nutzten die Zeit, um uns diverse Surf-Videos anzuschauen. Vorfreude pur. Was wird uns wohl im Süden erwarten? Der Wellenbericht meinte 2-4-Fuss-Wellen sollten es sein. Das ist nicht riesig, aber surfbar. Wir sind gespannt.
Um 8.00 Uhr war dann frühstücken angesagt. Remos Herz machte wohl einen kleinen Hüpfer als er das Frühstücksbuffet sah. Wir füllten unsere Teller und schlugen beide nach Lust und Laune zu. Schliesslich hatten wir eine längere Reise vor uns.
Die Rucksäcke waren schnell gepackt. Zuerst stand nun eine Zugfahrt von Taitung nach Fangliao auf dem Programm. Von da aus würde es mit dem Bus weiter nach Nanwan gehen. Auf geht’s.
Warum wir in Fangliao ziemlich ins Schwitzen kamen und warum uns in Nanwan die Lust aufs Surfen verging, erfährt ihr im nächsten Beitrag.
1 Kommentar zu „Taitung | Wo Pläne schnell geändert sind“